Der 14. Juli 2021 – Oder: Tag X

Der 14. Juli 2021 – Oder: Tag X

15. Juli 2021 0 Von WinzerWolle

Am 14. Juli richtete eine Flutkatastrophe im Ahrtal verheerende Schäden an.

Viele Menschen verloren ihr Leben, Häuser und Infrastrukturen wurden zerstört und viele verloren ihre Existenz. Von der vom Wein und Tourismus lebenden Region blieb eine unfassbare Zerstörung zurück.

HelfAHRwein - Der 14. Juli 2021 - Oder: Tag X

Ich wohne in Bonn, ca. 30 Autominuten von Ahrweiler entfernt, und erinnere mich an den 14. Juli und die Folgetage:

„Der Wetterbericht sagt für Bonn Starkregen vorher. Ich baue mir schnell ein Regenmessgerät. Nachmittags fallen in Bonn ca. 65 Liter/m².

Die Nachrichten berichten am frühen Abend über vollgelaufene Keller und gesperrte Unterführungen im Norden von Bonn.

Aus dem Ahrtal, wo wir im Jahr davor oft gewandert sind, erreichen uns katastrophale Meldungen. Auch von ersten Opfern   ist die Rede.

Realisiert, was dort passiert ist, habe ich noch nicht wirklich.

Der Rhein steigt schnell und überschwemmt bei ca. 7m in Bad Godesberg die Promenade.

Auffallend ist ein extremer Geruch nach Diesel, den ich bei Hochwasser noch nie so wahrgenommen habe.  

Unmengen von Holz und Leergut treiben im Wasser.

Es ist Sonntag, 18.07.21.  

Mein großer Sohn ist  am Wochenende zu Besuch in Bonn.

Langsam realisiere ich erst, dass in unmittelbarer Nähe von mir, keine 30km entfernt, eine furchtbare Katastrophe passiert ist.

Jetzt im Garten zu chillen ist  für mich undenkbar.

Ich beschließe, am Montag als Helferlein ins Ahrtal zu fahren.
Was mich dort wohl erwartet?

HelfAHRwein - Der 14. Juli 2021 - Oder: Tag X

Inzwischen wird von über 100 Todesopfern im Raum Ahrweiler berichtet. Trauer, unfassbares Entsetzen, Unsicherheit, Angst vor meiner eigenen Courage und sehr viel Respekt und Unsicherheit, was mich wohl erwartet, begleiten mich am Montag Morgen ins Ahrtal.

Ich „lande“ im Ahrweiler Winzerverein.

Und so wie ich sind viele Helfern immer wieder in den Ahrweiler Winzerverein gekommen um mit anzupacken.

Das ganze Gebäude stand ca. 1,20 m unter Wasser, die Gewölbekeller wurden vollständig geflutet.
Und auch 5 Tage danach steht noch knöcheltief der Schlamm auf dem Hof.

Das Aus­maß der Zer­stö­rung ist erst jetzt, nach eini­gen Tagen, greif­bar. Alles ist völ­lig ver­wüs­tet oder weg­ge­spült, das Ver­blie­be­ne mit einer dicken Schlamm­schicht bedeckt.

Der Lärm der Pumpen der Feuerwehr, die den Schlamm aus dem Keller pumpen, und des Notstromaggregates (Strom wird es für Wochen nicht geben) ist ohrenbetäubend.

Erst da wurde mir eigentlich klar, dass das hier keine Sache von zwei Wochen „mal aufräumen“ ist.

Ich war gekommen, um zu bleiben.

HelfAHRwein - Der 14. Juli 2021 - Oder: Tag X