Wie geht es eigentlich unserem Wein und was passiert da gerade?

29. Oktober 2022 0 Von WinzerWolle

Wie geht es unseren Trauben, nein dem Saft oder wie der Winzer sagt, dem Most, jetzt so ca. 6 Wochen nach der Lese und was passiert da eigentlich gerade? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, war ich heute mit dem Kellermeister Florian und unserem Schirmherrn, Paul Gieler im AWV verabredet.

Zur Erinnerung. Nach der Lese kamen die Trauben unseres Spätburgunders, ohne sie vorher zu entrappen, direkt in die Ganztraubenpresse. Während dieses Verfahren für die Champagnerherstellung vorgeschrieben ist, gilt es im Ahrtal als eher (noch) seltenes Verfahren der Mostgewinnung. Dabei werden die ganzen Trauben schonend langsam gepresst und so aus blauen Trauben heller Most gewonnen. Dieser wird über Nacht im Fass stehen gelassen damit sich der Trub (kleinste Partikel wie Kristalle etc.), der bei einem klaren Wein nicht gewünscht wird, absetzen kann.

Am nächsten Tag schon wird dem Most Hefe zugefügt, um den alkoholischen Gärungsprozess anzustoßen. Hierbei wandeln die Hefen im Most den Fruchtzucker in Alkohol um. Dabei entsteht Wärme und als Nebenprodukt Kohlenstoffdioxid. Um möglichst viel Frucht und Frische im Wein zu gewinnen wird der Most bei einer Temperatur von ca. 12 Grad C über mehrere Wochen kühl vergoren. Mit jedem Tag sinkt jetzt der Zuckergehalt. Je länger die Gärung, desto trockener wird der Wein. Mit Florian hatte ich im Vorwege besprochen, einen feinherben Blanc de Noir herausbringen zu wollen. Und so wurde jeden Tag der Zuckergehalt im Labor bestimmt, um einen optimalen Zeitpunkt zum Abstechen des Weines von der Hefe zu finden. Anfang Oktober war es soweit. Unser Wein wurde sozusagen von der Hefe abgezogen und ruht jetzt in der Kühlung. So ist sichergestellt, dass der Gärungsprozess nicht wieder auflebt und der Restzuckergehalt erhalten bleibt. Im Wein befinden sich jetzt weiterhin die abgestorbenen Feinhefen, die vom Wein aufgenommen werden und ihm am Ende weitere Fülle und weiteres Aroma verleihen. 

Heute hatten wir die Chance, mit Florian eine Fassprobe zu ziehen und zu verkosten. Paul, der mich heute begleitete und von dem ich wieder unfassbar viel lernen konnte, fasziniert mich nicht nur mit seinem theoretischen Wissen (heute z.B. spontaner Exkurs zum Thema „Klone“ im Weinbau, speziell auf „unserem“ HelfAHRweinberg im Ahrweiler Daubhaus!! Doch dazu in einem weiteren Blog Beitrag hier später mehr), sondern auch mit der Analyse und Bewertung unserer heutigen Fassprobe.  Sein Fazit während der Verkostung: „Ein bereits weitgehend abgerundeter Blanc de Noirs mit einer Fülle an hellen Früchten, sehr lebendig und nachhaltig im Abgang“.

Voller Vorfreude und Gespanntheit auf unseren edlen Tropfen, der sich „Lagenwein Ahrweiler Daubhaus“ nennen darf (ein Qualitätsmerkmal!!), fuhr ich anschließend direkt zum HelfAHRweinberg um noch einmal 40 weitere Patenschaftsschildchen anzubringen. 

Bis zum nächsten Mal.

Wolle